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Komplexe Herausforderungen und kreative Lösungswege: Insolvenzrecht

Christine & Nina im Interview

Dr. Christine Beneke und Nina Sadoune bilden unser Team im französischen Insolvenzrecht. Wir wollten wissen, warum die beiden ein unschlagbares Duo sind, und was sie an dem Bereich fasziniert – und haben sie deshalb einfach interviewt!

Christine, starten wir von vorne: Wie kamst Du zum französischen Insolvenzrecht?

Ja, das ist schon etwas ungewöhnlich, zumal ich das deutsche Staatsexamen und einen Doktortitel im deutschen Wirtschaftsrecht habe. Da Frankreich mich schon immer begeistert hat, bin ich als Anwältin in unserer deutsch-französischen Kanzlei eingestiegen und habe hier zuerst einige Jahre in den Bereichen Handelsrecht, Litigation und M&A gearbeitet. Im Zuge einer zunehmenden Ausdifferenzierung unserer Expertise habe ich dann für mich das Insolvenzrecht als Spezialbereich gefunden, der Themen aus allen meinen drei vorherigen Tätigkeitsbereichen kombiniert und in der Beratung besonders anspruchsvoll und spannend ist. Auch mein Studium an der ENA hat mir eine besondere Kenntnis französischer Instruktionen vermittelt, die oft eine ganz aktive Rolle in den Insolvenzverfahren haben, wie zum Beispiel das CIRI des französischen Wirtschaftsministeriums.

CIRI heißt Comité interministériel de restructuration industrielle – kannst Du kurz sagen, was die machen?

Das ist eine feste Arbeitsgruppe auf Ministerialebene, die größeren französischen Unternehmen von mehr als 400 Mitarbeitenden in der Krise durch die Erstellung und Umsetzung groß angelegter und notfalls von mehreren Ministerien mitgetragenen Hilfsszenarien hilft.

Das ist mal Teamwork! Und ein gutes Stichwort: Wie siehst Du die Zusammenarbeit mit Nina?

Wir ergänzen uns sehr gut und mir macht die Arbeit mit Nina viel Spaß. Ich bin letztlich keine Muttersprachlerin im Französischen. Nina hat sich da total auf mich eingelassen, was ich klasse finde, und wir sammeln jeden Tag neue interkulturelle Erfahrungen.

Sie bringt viel Know-how aus ihrer vorherigen Tätigkeit im Insolvenzrecht für eine andere deutsch-französische Kanzlei mit, und kennt sich auch im Vertriebsrecht aufgrund Ihrer Inhouse-Tätigkeit für größere französische Unternehmen richtig gut aus. Vor allem aber ist sie begeistert vom Zusammenspiel zwischen Wirtschaft & Recht in der Unternehmenskrise und wahnsinnig motiviert, genau die optimale Lösung für unsere Mandanten zu finden.

Wir rechnen mit einem weiteren Wachstum im Bereich des Insolvenzrechts, insbesondere in der laufenden Beratung. Die anhaltende Inflation, steigende Zinsen und branchenspezifische Dynamiken wie im Einzelhandel oder im Baugewerbe schaffen ja ein Umfeld, das uns eher mehr als weniger Arbeit bescheren dürfte.

Nina Sadoune

Nina, was begeistert Dich am Insolvenzrecht? Das ist doch oft eine eher unerfreuliche Materie, oder?

Ja, wir haben es oft mit ernüchternden Themen zu tun, insbesondere angesichts der Krisensituation, in der sich unsere Mandanten, ob Schuldner oder Gläubiger, häufig befinden. Die Schuldnerunternehmen tragen dabei die Last der Verantwortung für die persönlichen Schicksale ihrer Mitarbeitenden. Die Insolvenz eines Geschäftspartners kann aber auch einen Domino-Effekt auf die Gläubiger haben und wiederum deren eigene finanzielle Stabilität gefährden.

Was mir an dem Tätigkeitsbereich gefällt, ist die menschliche Komponente: Wir arbeiten in sehr engem Austausch mit unseren Mandanten. Wir helfen ihnen, die Situation zu verstehen, beruhigen sie und entwickeln Strategien, um aus der Krise herauszukommen. Das Gefühl, in diesen entscheidenden Momenten hilfreich zu sein, ist sehr befriedigend.

Ein weiterer interessanter beruflicher Aspekt ist die Verbindung von Wirtschaft und Recht in diesem Bereich. Das Insolvenzrecht ist in gewisser Weise ein “Sonderrecht”, das voller Ausnahmen steckt, und sehr strenge Verfahren und Fristen vorsieht. Es gliedert sich in mehrere Fachbereiche wie Vertragsrecht, Kreditrecht und Recht der Kreditsicherheiten. Das macht es zu einer technischen und anspruchsvollen Materie.

Und was sind dabei so deine "Lieblingsthemen" oder "Lieblingsakten"?

Besonders spannend ist es, bereits dann einzugreifen, wenn das Unternehmen seine finanziellen Schwierigkeiten erkennt, aber noch nicht zahlungsunfähig ist. Da ist der Handlungsspielraum noch am größten und wir arbeiten eng mit dem Schuldner zusammen, um sein Geschäftsumfeld und sein Geschäftsmodell genau zu verstehen – wenn wir den Mandanten nicht schon seit Jahren kennen und begleiten. Die französischen Rechtsinstrumente wie das Mandat ad hoc und die Conciliation sind in dieser Phase besonders wirkungsvoll. Sie ermöglichen präventive Maßnahmen, die dem Unternehmen wieder Luft zum Atmen verschaffen und ihm die Chance bieten, sich zu sanieren, bevor eine Insolvenz unvermeidlich wird.

Aber auch das Eingreifen nach Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bietet interessante Herausforderungen, insbesondere bei Haftungsklagen. So kann es vorkommen, dass wir die Interessen der Muttergesellschaft vertreten müssen, wenn deren Tochtergesellschaft in Schwierigkeiten gerät, sei es im Rahmen einer Verfahrenserweiterung auf die Muttergesellschaft oder im Rahmen einer Haftungsklage wegen eines Fehlbetrags bei der Abwicklung der Tochtergesellschaft. Diese Vielfalt und Intensität machen unsere Arbeit abwechslungsreich und spannend.

Wie seht Ihr die weitere Entwicklung des Teams?

Wir sehen angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung außerdem immer komplexere Herausforderungen, weil die Krise der Unternehmen oft von mehreren Faktoren gleichzeitig geprägt wird, z. B. wenn auslaufende Kredite mit Schwierigkeiten in der Lieferkette und einem Hackerangriff zusammenfallen. Umgekehrt gibt es immer mehr kreative und konstruktive Lösungswege, um die Abwicklung von Unternehmen und die damit einhergehende Zerschlagung von Werten zu vermeiden.

In der Krise eines Unternehmens im deutsch-französischen Geschäftsverkehr ist es aus meiner Sicht enorm wichtig, dass der:die Anwält:in sowohl die französische als auch die deutsche Sprache spricht, und so niemand auf Englisch als dritte Sprache ausweichen muss.

Sonst ist da viel lost in translation und der Stress tut sein Übriges. Da haben wir aus meiner Sicht einen enormen sprachlichen Vorteil, und kennen zudem mögliche interkulturelle Besonderheiten.

Dr. Christine Beneke

In der Krise eines Unternehmens im deutsch-französischen Geschäftsverkehr ist es aus meiner Sicht enorm wichtig, dass der:die Anwält:in sowohl die französische als auch die deutsche Sprache spricht, und so niemand auf Englisch als dritte Sprache ausweichen muss.

Sonst ist da viel lost in translation und der Stress tut sein Übriges. Da haben wir aus meiner Sicht einen enormen sprachlichen Vorteil, und kennen zudem mögliche interkulturelle Besonderheiten.

Dr. Christine Beneke

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